ORKUS Nr.12 / 01 - Dezember 2007 / Januar 2008
Der Hektik der Welt entfliehen, zu Ruhe kommen und sich seiner selbst bewusst werden – wem steht hin und wieder der Sinn danach? Jener Sehnsucht nimmt sich das polnische Duo God’s Bow mit seiner neuen Veröffentlichung Follow an. Nicht kalt und technoid dringen die ausschließlich elektronisch erzeugten Klänge aus den Boxen, sondern fügen sich mit Agnieszka Kornets Gesang zu einem emotionalen Dark Wave-Mix, der an mancher Stelle auffällige Ethno- und Ambient-Elemente aufweist. Nach ganzen sechs Jahren Pause kehrt die Band für ihr drittes Release gleich in Form einer Doppel-CD zurück. Dass sie in der Zwischenzeit nichts verlernt haben, sondern im Gegenteil abwechslungsreicher und ausgereifter geworden sind, zeigen Agnieszka und KeyP (alias Krzysztof Pieczarka) im Rahmen der ersten Hälfte. Wer eher nach tanzbarem Material als nach atmosphärischen Kompositionen dürstet, dem sei die zweite Follow-Scheibe ans Herz gelegt. Eine Reihe illustrer Musiker – von :Wumpscut: über Psyche bis zu Endraum – gibt sich hier die Klinke in die Hand und präsentiert God’s Bow überwiegend von einer kraft- und druckvolleren Seite als in den ursprünglichen Versionen. Über die lange Wartefrist wird sich nach diesem Doppelschlag sicherlich niemand mehr beschweren. (8)
Kristina Logemann |
ZILLO Dezember 2007 / Januar 2008
Sechs Jahre sind ausreichend, um ein neues Leben anzufangen. Sie reichen auch allemal aus, um sich musikalisch zu verändern. Beides haben Agnieszka Kornet und KeyP, das Duo hinter der polnischen Ethno-Formation „Follow“, getan. Wobei der Umzug nach Deutschland wohl nicht unmittelbar mit dem veränderten Klangblild zu tun hat. Denn mehr noch als bisher nisten sich God’s Bow auf ihrem dritten Longplayer in der längst totgeglaubten Heavently-Voices-Nische ein und versuchen, beruhigende, unaufgeregte Klänge zu verströmen. Und das gelingt! Die zwischen Ambient und alten 4AD-Acts balancierenden Klänge von Key P. gehen mit Agnieszkas Gesang eine so harmonische Verbindung ein, dass das Chaos und der Lärm um einen herum förmlich zu verschwimmen scheinen. Und wenn man „Follow“ nur oft genug lauscht, verschwinden sie vielleicht sogar zur Gänze.
Urban |
SONIC SEDUCER Dez. 2007/Januar 2008
Das dritte Album erscheint erst im zehnten Jahr der Band-geschichte, die ab 2004 durch den Livesupport für Deine Lakaien richtig Fahrt bekam. „Follow“ bietet zwölf ruhig fliesende Songs – fliesend, nicht plätschernd – die in Arrangement und Atmosphäre an die Musik von Gerrard/Perry anknüpfen, aber in einer eigenen Ausprägung. Vielleicht kann man die Songs „Follow“, Wave Awakes“ und „This Perfect Time“ als die Ecken des Dreiecks bezeichnen, in dem sich das Duo bewegt: Zwischen fast vollkommener Stille, von Ethno beeinflusstem, melancholischem Ambient und einigen wenigen, aber interessanten tanzbaren Songs. „Helpline“ und „This perfect Time“ werden, wie für die Single vorab, in Remixen von Frozen Autumn, und anderen auf einer Bonus-CD präsentiert, und das ist gut, denn es entkoppelt die club-taugliche Seite God’s Bows etwas von der auffälligeren, ruhigen Stimmung, die „Follow“ beherrscht. Die Namen Roman Rütten und B.Deutung als Gäste als Piano- und Cellopassagen bei einigen Songs zeigen die klangliche Grundhaltung des Albums, analoge Wärme mit digitaler Freiheit unaufdringlich zu kombinieren. Das ist vielleicht schwierig zu vermarkten, aber schön.
Arne Kirschenberger |